Volksbühne Berlin 2016-2018

Chronological, visual documentation of the work on Volksbühne Berlin and parts of its discourse. Artdirection and Design in cooperation with Till Wiedeck. Tag: The End of Design

Sketch, April 2016

#CURRENTMOOD, April 2016.
Slavoj Žižek: "We need a big WE. [...] We need a big WE, which is not simply this kind of a liberal union of individuals but also not an old kind of archaic, organic, totalitarian WE, we need a new form of WE."
> Georg Diez and Christopher Roth in conversation
with Slavoj Žižek (quote), 2010

Es ist wichtig, neue Modelle der Kunst- und Kulturproduktion zu entwickeln. Wir müssen wieder festlegen, was der ‘öffentliche Raum‘ heute bedeutet. In diesen Fragen geht mir das Theater nicht aus dem Kopf." (Chris Dercon) [...] 'Die Kunst dem Volke' - diese emphatische Gründungsformel der Volksbühne, mit der es gelungen war, Teilhabe für ein breites Publikum zu organisieren, bleibt weiterhin wegweisend. [...] Prima Materia ist nicht mehr die deutsche Sprache, sondern sind Choreographien, Musik, Sound, Film, Medienkunst, Architektur, Situationen, skulpturale Installationen und Gesten der Teilhabe."
> Konzept, Volksbühne: Kollaboration als Modell, April 2016

"Unsere Kritik richtet sich an die Berliner Kulturpolitik: Im Namen einer vermeintlichen Internationalisierung und Vielfalt arbeitet sie intensiv an der Zerstörung von Originalität und Eigensinn, mit der die Volksbühne weltweit Anerkennung findet. Wir sehen die Zukunft der Volksbühne bedroht! Wir fordern Sie auf, sich dieser Sorge anzunehmen und die im Haushaltsplan beschriebene Funktion des Theaters zu gewährleisten. Die Neuausrichtung der Volksbühne, die Chris Dercons Intendanz für sich in Anspruch nimmt, darf nicht um den Preis der Abwicklung künstlerischer Standards und gewachsener Kooperationen – und damit der Arbeitsgrundlage der hier Beschäftigten, vorgenommen werden!"
> Offener Brief, 20.06.2016

#CURRENTMOOD, June 2016.
"In place of the old local and national seclusion and self-sufficiency, we have intercourse in every direction, universal inter-dependence of nations. And as in material, so also in intellectual production. The intellectual creations of individual nations become common property. National one-sidedness and narrow-mindedness become more and more impossible, and from the numerous national and local literatures, there arises a world literature."
> Manifesto of the communist party. Karl Marx, Friedrich Engels, 1848



What could democratic design principles look like? The real life challenge between recognition and diverse (aesthetical) lingos within a climate of solidarity. By using less, but radical designrules supported by a simple information hierarchy system, the design of Volksbühne is able to speak in many syllables, while keeping a cohesive look.

Volksbühne Design Rules:
1. Arial typeface – 2. VOLKSBÜHNE uppercase – 3. left-aligned text – 4. top left to bottom left – 5. red colors

"Jeder hier hätte mit einer Handvoll Regeln das Spielzeitbuch designen können. Für uns sind solche Gesten sehr wichtig, weil sie an historische Diskurse der Volksbühne anschließen. Disziplin und Konsequenz spielen dabei eine wichtig Rolle, der Bruch damit aber genauso. Damit kann das Design in seiner Einfachheit auch spielerisch werden. Das öffnet es für eine breite Anwendung und Teilnahme verschiedenster Gestalter*innen."
> Manuel Bürger, Till Wiedeck, interne Versammlung



Backlash in Berlin: the theatre row that puts
globalisation centre-stage.

How a change of director at the Volksbühne has become a fight for the city's soul.
> Financial Times, 26.06.2017

Much ado about nothing? Chris Dercon
"Ex-Berliner:[...] It seems there's a certain obsession with identity politics, and not just among nationalist right-wingers. It also comes from the left.
Chris Dercon: Yes, exactly. And it's dangerous. You know what Steve Bannon said? Let the Democrats keep themselves busy with identity politics – I want them to talk about racism every day. If the left focuses on race and identity, we go with the real stuff, the economy, etc., thus we can win. So we have to be careful not to fall in Bannon's trap. I'm stupefied when I see young people concentrate only on identity issues.
Ex-Berliner: Is this what's been happening here in Berlin with all the Volksbühne drama: a crisis of identity politics?
Chris Dercon: Of course. But it's a lot more complicated. For instance, we're seeing a bunch of international hipsters in solidarity with the old left in Berlin. Like a holy communion – even if they don't speak the same language! It's fascinating. Castorf’s plays were all in German, but they came and sat through them anyway, just because they wanted a piece of the 'real' authentic Berlin.
> Ruth Schneider/ Chris Dercon, Exberliner, 14.09.2017

Klaus Lederer:
"Der Intendanzwechsel... steht sinnbildlich für so eine postmoderne Art von Kunst, für die Leugnung einer Klassengesellschaft und es steht sinnbildlich für die gefährliche Verlockung gesellschaftlicher Konsensbeschwörung.“ (Min. 2:35)
> Abschiedsparty an der Volksbühne: Die Reden von Klaus Lederer und Frank Castorf, 01.07.2017


 01.May in Berlin, Kreuzberg. Screenshot, 2018

#CURRENTCONFUSION. "Wessi go home" – Andreasstrasse, Berlin vs. "Was ist los mit dir, Ossi? – Warum wählen viele Ostdeutsche die AfD? Warum schauen sie oft so fremdenfurchtsam auf die Welt?"
> Der Spiegel, 03.08.2017

Die große Drohung
Tanz ist tatsächlich das sauberste Mittel zur Säuberung aller Kulturfragen. Niemand versteht ihn, er ist unvernünftig, braucht keine Sprache und lässt sich mit jeder Folie bekleben. Tanz gucken ist doof gucken. Hegel erwähnt in seinen Ästhetikvorlesungen weder Ballett noch Volksreigen.
Tanz ist die Sprachlosigkeit der Unmündigen. Und die sind es, die Berlin täglich unendlich abrichtungsbereit besetzen. Sie fliehen aus Toronto vor der Leere der vernetzten Arbeits-Ameise nach Paris und landen in Berlin, sie kennen nur Ersatzreflektionen.
[...] Sie werden die Stadt verheeren mit nichts und leeren Gesichtern. Man muss sie täglich mit Goethe, Brecht, Hacks und Büchner bespucken. Sie sollen nicht in Ruhe arbeiten dürfen. Man muss sie dramatisieren“
> Richard Rixdorfer, Tanz als Bastion, Jungle World, 13.09.2017

Der Kulturkampf um die Volksbühne tobt jetzt auch im Internet
Kaum hat das Team des neuen Intendanten Chris Dercon die Social-Media-Accounts des Theaters übernommen, löst es einen Shitstorm aus.
> Christine Dössel, SZ, 03.09.2017


VOLKSBÜHNE
Für was öffnen,
vor was
verschließen
wir uns?

Activists Occupy Volksbühne Theater
in Berlin as Conflict Widens

New York Times, 24.09.2017

Gentrifizierungsgegner „Die Volksbühne ist Eigentum
aller Menschen“

> Berliner Zeitung, 22.09.17

So ein Theater
Die Besetzung der Volksbühne wird zum Höhepunkt im Kulturkampf um das Haus, das nun unter der Intendanz von Chris Dercon steht.
SZ, 24.11.2017

Klaus Lederer und das linke Dilemma
Lässt Lederer räumen, brüskiert er jene Kulturszene, die zur Basis seiner Partei gehört. Lässt Lederer die Besetzer gewähren, riskiert er eine Krise von Rot-Rot-Grün.
TAZ, 24.09.2017

Rührung ist keine Kunst
Make myself geil again! Die Besetzung der Berliner Volksbühne hat viele gerührt und ist trotzdem zu Ende. Zum Glück
Zeit, 28.09.2017

"Meine Sympathie gehört den Besetzern"
SZ/Nachtkritik, 28.09.2017

Niederlagen überall
Zur Räumung der Berliner Volksbühne
> Nikolaus Merck, Nachtkritik, 28.09.2017

#CURRENTCONFUSION, SEPTEMBER 2017.
Poster von einem Teil der Volksbühne Besetzer (Operation Staub zu Glitzer) und
Alternative für Deutschland, Sommer 2017

 Awareness Raum der Volksbühnen Besetzer

Saison-Auftakt an der Volksbühne
„Misslungen und theaterfern“
> André Mumot, Eckhard Roelcke, Deutschlandfunk, 10.11.2017

Volk und Bühne
Der Berliner Volksbühnen-Streit bündelt die globalen Konfliktebenen. Ist das ein neues Versprechen von Inklusion oder die Auflösung lokaler und nationaler Kultur?

"Auch wenn die Behauptung, Chris Dercon würde von diesem Erbe völlig abrücken (Anm: kanonische Texte mit avantgardistischer, post-dramatischer Praxis), wahrscheinlich übertrieben ist, hat er diese Reaktion dennoch aggressiv herausgefordert. Dercon bewegte sich weg von beiden deutschen Traditionen – Theater als Wort und Theater als Spektakel –, hin zu dem Experiment des Theaters als Ereignis.
Noch wichtiger ist vielleicht, dass sich Chris Dercon und seine Pläne für die Volksbühne den Fokus wieder stärker auf die „Bevölkerung“ rücken, im Gegensatz zum „Volk“. Es wäre gewiss nicht unangemessen, die Institution Volksbühne in ihrer momentanen experimentellen Phase als Berlins „Bevölkerungstheater“ zu bezeichnen. Seine Bühnen auf dem Tempelhofer Feld und am Rosa-Luxemburg–Platz spiegeln die globale Stadt, zu der Berlin geworden ist.
Ist das ein neues Versprechen von Inklusion oder die Auflösung lokaler und nationaler Kultur? Wir können es die Dercon/Haacke-Frage nennen. Es ist die wahrscheinlich wichtigste Frage, mit der Europa und die Vereinigten Staaten derzeit konfrontiert sind."
> Michael P. Steinberg, Tagesspiegel, 06.11.2017

Postersketch, Pitch, April 2016

"Berlin kommt nicht mehr klar mit sich selbst"
Chris Dercon hat eine symbolisch wichtige Intendanz in einer Stadt übernommen, die nicht mehr klarkommt mit sich selbst. In Berlin gibt es keine Stimmung des Aufbruchs wie einst bei Castorf. Heute bestimmt ein unangenehmer Verteilungskampf die Kulturszene. Misstrauen herrscht.
> Rüdiger Schaper, Tagesspiegel, 29.12.2017

Ausweitung der Kulturkampfzone
Zwischen Gegenwartsverweigerung und Geisterbeschwörung: Das Aus von Chris Dercon an der Volksbühne steht symptomatisch für den kleingeistigen Berliner Kulturbetrieb. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen.
Georg Diez, Der Spiegel, 14.04.2018

Präsentationsfolien, April 2016."Je mehr uns das Scheitern droht, desto intensiver müssen wir versuchen, neue Kooperationen in Gang zu setzen" Ulrich Beck

"Cohesion counts" – Michael Müller, Major of Berlin. Advertising 2017. "Wechselseitige Vorwürfe. Wer ist schuld an dem Debakel um die Berliner Volksbühne?" Deutschlandfunk, 16.04.2018.

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Appendix/ additional Material:

- The End of Design: When you recognize a Excel-Sheet is more powerful than your poster.

Open Graph in New Tab

> Wirtschaftsplan Volksbühne 2017-2019, Seite180

- „Was mir wichtig ist: daß man etwas schafft wo die Menschen, egal ob sie mit der Hand oder mit dem Kopf arbeiten, frei sind […] – zweckfreie Arbeit. […] Wo der Mensch spielt ist er auch frei." Frank Castorf in: NADRYW - Die Volksbühne als letzte Realität (Kurze Fassung)
> YouTube, 25.09.2017

Texte zur Kunst: Die Neue Neue Linke / The New New Left. #106, Juni 2017 (Bild: Claire Fontaine, Is Freedom Therapeutic?, 2008)
> TZK, Website

Volksbühne in Kassel, Dokumenta 2017

- Ästhetik und Idelogie:
"Das Denken in Communities und starken Gemeinschaften führt zu Elitarismus und Chauvinismus, doch wenn eine Schönheitserfahrung weder durch Immersion noch durch Angst erzwungen ist, sondern sich aus Freiheit ergibt, dann enthält sie, neben aller Beglückung für den Einzelnen, auch noch die Dimension einer Verbundenheit, die niemanden fesselt und niemanden ausschließt – die Erfahrung eines ‚common ground‘."
> Wolfgang Ullrich, Die Wiederkehr der Schönheit. Über einige unangenehme Begegnungen, 07.11.2017

> Ästhetik und Idelogie - Diskusion von 1914. Volksbühne Heft#2

"Unser Theater soll eine Schule des Befremdens sein". Interview mit Chris Dercon.
Jürgen Kaube, Kolja Reichert, Simon Strauß, FZ, 20.12.2016

Chronologie eines Desasters. Die 255 Tage von Chris Dercon.
> John Goetz, Peter Laudenbach, SZ, April 2017

"For those who don't know". Open Picture in New Tab

"Wir bauen unsere Volksbühne", 1949. Open Picture in New Tab